Zur Geschichte von Stadlau

Blick auf die Ecke Stadlauer Straße / Herrengasse (heute Schickgasse) und die ehemaligen Gebäude der Sicherheitswache und des Stadlauer Amtshauses (© Wien Museum - Online Sammlung)


Erste Aufzeichnungen zum Stadl in der Au

Um 1150 finden sich erste Aufzeichnungen zur Ansiedelung „Stadlouve“ am linken Donauufer. Das dörfliche „Stadl in der Au“ wurde zu dieser Zeit von Bauern und Fischern bewohnt, die mit den Hochwassern der Donau zu kämpfen hatten. Ein wichtiger Treffpunkt war die Pfarrkirche, die 1438 durch eine Überschwemmung zerstört wurde – wie auch große Teile des mittelalterlichen Dorfs.

Anschließend wurde das Dorf im Bereich der heutigen Schickgasse wieder aufgebaut, allerdings war den Stadlauern der Bau einer Kirche untersagt. Ein prägendes Gebäude der Stadlauer Frühgeschichte ist die 1793 errichtete Schule, die einen Glockenturm hatte, der Gebetszeiten einläutete.

Stadlau war schon damals ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt: hier befand sich die Überfuhr (Urfahr) zum heutigen Stubentor und die Stadlauer Bevölkerung konnte Maut für transportierte Waren verlangen.

Vom Dorf zu einem Teil Wiens: neue Infrastruktur und Industrialisierung

Mitte des 19. Jahrhunderts kam es in Stadlau durch den Ausbau der Eisenbahn zu großflächigen baulichen Entwicklungen. Die Eröffnung der Stadlauer Ostbahnbrücke 1870 diente als wichtige Eisenbahnverbindung über die damals unregulierte Donau. Im selben Jahr wurde auch der Bahnhof Stadlau fertiggestellt.

Diese neue Infrastruktur führte dazu, dass sich Stadlau im 19. Jahrhundert zu einem wichtigen Industriestandort im Wiener Umland entwickelte. Damit einhergehend zogen viele neue Bewohner*innen, vor allem ärmere und kinderreiche Familien nach Stadlau.

1905 wurde Stadlau in den Bezirk Floridsdorf eingemeindet. Der Genochplatz mit seinem lebendigen Marktplatz war ein zentraler Treffpunkt im Viertel, an dem man Waren aller Art finden konnte.

„Der Genochplatz war cool. Ein Geschäft nach dem anderen, vom Schuster bis zum Eisenwarenhandel. Es gab natürlich auch das Stadlauer Kino und das Tröpferlbad. Der Markt war ständig offen und es gab einige Bankerln zum Sitzen. Eine Sensation waren auch die Kolonialwaren, also Waren aus Übersee und beim Kunz bzw. beim Meindl, da gabs erstmals kleine Einkaufswagerl." 

Bewohnerin Doris Ensle

Nach dem Erwerb mehrerer Bauernhöfe zwischen Schick- und Gemeindeaugasse wurde eine neue Kirche in Stadlau errichtet. Die 1924 eingeweihte Pfarre Stadlau wurde Anfang der 1970er erweitert und stellt bis heute einen wichtigen Treffpunkt für die Stadlauer Gemeinschaft dar.

Auch der Bedarf an Schulen war damals groß: im Schuljahr 1935/36 war die Stadlauer Volksschule mit 646 Schüler*innen die größte Schulklasse Wiens. 1938 wurde Stadlau vom 21. Bezirk abgetrennt und Teil des neu geschaffenen 22. Bezirks Groß Enzersdorf. Seit 1954 ist Stadlau Teil der  Donaustadt, wie wir sie heute kennen.

Von der Zwischenkriegszeit bis heute

Aufgrund des akuten Wohnungsmangels entstanden, vor allem in noch kaum bebauten Stadtrandgebieten wie Stadlau, während der Zwischenkriegszeit zahlreiche Siedlungen, z.B. die Siedlung „Neustraßäcker“ zwischen Zschokke-und Hartlebengasse. In dieser Zeit entstanden auch mehrere Gemeindebaukomplexe. So wuchs die gesamte Donaustadt, einschließlich Stadlau, als Bezirk stetig weiter. Der anschließende Ausbau der Autobahn und die Anbindung an das U-Bahn-Netz prägen dieses Wachstum bis heute.

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GB*Stadtteilbüro für den 22. Bezirk 

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Öffnungszeiten: MO, MI, FR 14-18 Uhr · DI 9-13 Uhr · DO 9-18 Uhr

oder schauen Sie im Bezirksmuseum der Donaustadt vorbei. 

Quellen und Literatur: 

  • Wien Geschichte Wiki 
  • Hödl, Johann, und Wiener Linien GmbH & Co KG. Die Linie U2 : Geschichte, Technik, Zukunft.
  • Mühlbauer, Edith, Mathilde Lengheim, Josef Stupka, und Klaralinda Ma. 22 - Bezirksmuseum Donaustadt.
  • Leitner, Carola. Donaustadt : Wiens 22. Bezirk in alten Fotografien ; [Stadlau, Aspern, Kagran, Donau, Hirschstetten, Eßling]