Am 29. November 2024 öffnete der „Zukunftsanker“ in der Absberggasse 35-37 in Wien-Favoriten seine Türen für unsere Grätzltour. Die Teilnehmer*innen erhielten exklusive Einblicke in ein Projekt, das Nachhaltigkeit nicht nur großschreibt, sondern aktiv leben wird.
Der Zukunftsanker erstreckt sich über 120.000 m² CO2-neutraler Mietfläche und bietet Raum für Unternehmen, Bildungsinstitutionen und Akteur*innen im Bereich Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft. Hier soll eine Vernetzung von Unternehmen aus Produktion, Forschung und Dienstleistungen stattfinden und durch Synergien innovative Lösungen für die Stadt von morgen schaffen.
Spannend ist auch die Geschichte des Areals, die eng mit der industriellen und sozialen Entwicklung Wiens verbunden ist. Die ehemalige Ankerbrotfabrik blickt auf eine über 120-jährige Geschichte zurück. Die „Wiener Brot- und Gebäck-Fabrik von Heinrich & Fritz Mendl“ (heute „Ankerbrot“) verlegte ihren Produktionsstandort in das Backsteingebäude in der Absberggasse 35 – von dort aus konnten schwer beladenen Pferdefuhrwerke bequemer ausfahren als am ursprünglichen Standort am heutigen Keplerplatz.
Nach einem rasanten Wachstum bis in die 1920er Jahre erlebte das Unternehmen bewegte Zeiten: Arbeiterwehren schützten die Fabrik in der Zwischenkriegszeit, in der NS-Zeit wurde das Unternehmen arisiert, und ab den 1960er Jahren folgten mehrere Firmenübernahmen. Im Zuge dieser Verkäufe wurden einige Teile der Fabrik stillgelegt. In diesen Bereichen entstand in den 2010er-Jahren das Projekt "BROTFABRIK WIEN", das die kulturelle und wirtschaftliche Aufwertung des Grätzls einleitete. Das Kulturareal ermöglicht vielfältige Nutzungen wie die SOB Schule für Sozialbetreuungsberufe, ein Lerncafé der Caritas, eine Kantine, die Fotogalerie OstLicht und die Expedithalle, eine der größten säulenfreien Hallen Europas, die heute als Veranstaltungsort dient.
Der Teil der Fabrik, der bis Januar 2024 noch in Betrieb war, wird nun als Zukunftsanker weiterentwickelt. Durch die direkte Nähe zur BROTFABRIK WIEN und zum Bräuhaus Ten.Fifty soll ein lebendiges Umfeld entstehen, das Arbeiten, Lernen und Genießen vereint. Die ersten Abbauarbeiten haben bereits stattgefunden. Dass solche Transformationen auch Raum für kreative Nutzungen schaffen, zeigen die Zwischennutzungen des Geländes: Bis vor kurzem diente ein Teil des Areals als Filmkulisse. Abriss und Neubau erfolgen mit besonderem Augenmerk auf Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit – bis 2040 soll das Areal vollständig dekarbonisiert sein.
Ein herzlicher Dank gilt unseren Kooperationspartner*innen vom Zukunftsanker, die uns diese spannenden Einblicke ermöglicht haben. Wir freuen uns auf zukünftige Grätzltouren und laden Sie herzlich ein, daran teilzunehmen!
Möchten Sie mehr über die Geschichte des Areals erfahren? Das Buch „Ankerbrot – Die Geschichte einer großen Bäckerei“, erschienen im Brandstätter-Verlag, bietet spannende Details und wurde 2011 anlässlich des 120-jährigen Jubiläums von Ankerbrot veröffentlicht.