Grätzelheldinnen Stefanie Lichtwitz und Sylvia Kostenzer
Der Traum einer autofreien Stadt

© GB* / Dutkowski

Wenn Stefanie Lichtwitz und Sylvia Kostenzer an einem Tisch sitzen, dann tun das zwei kreative Frauen, die ihr Grätzel mitgestalten wollen. Dank ihnen hat die Schule ihrer Kinder, die „Lerngemeinschaft 15“ in der Gasgasse 6 nun einen autofreien Vorplatz.
 

Grätzelheldinnen: Stefanie Lichtwitz und Sylvia Kostenzer
Unsere Grätzelheldinnen hatten eine tolle Idee für den Stadtteil zur richtigen Zeit! (© GB* / Dutkowski)

Die beiden Freundinnen kennen seit Jahren nicht nur einander, sondern auch ihren Bezirk. Seit dem Jahr 1999 sind sie Nachbarinnen und haben Rudolfsheim-Fünfhaus zu ihrem Lebensbereich gemacht.

Eine eher zufällige Entscheidung, wie Stefanie Lichtwitz verrät, denn sie haben den Bezirk nicht gesucht, aber er hat sie quasi gefunden. 

„Ich fand das Urbane so toll. Als wir Kinder bekommen haben, habe ich das alles mit völlig anderen Augen gesehen. Da ist mir aufgefallen, dass der Bezirk so dicht ist und es kaum Grünflächen gibt.“

Grätzelheldinnen: Stefanie Lichtwitz und Sylvia Kostenzer
Grätzelheldinnen Stefanie Lichtwitz und Sylvia Kostenzer sind zwei kreative Frauen, die ihr Grätzel mitgestalten wollen. (© GB* / Dutkowski)

Wo heute ein kleiner Platz vor dem neuen Schulgebäude liegt, war früher eine enge zugeparkte Straße.

Stefanie Lichtwitz und Sylvia Kostenzer sind mit einer Idee und viel Motivation an die Gebietsbetreuung Stadterneuerung herangetreten und waren zur richtigen Zeit am richtigen Ort.

Ein zweites Schulgebäude war gerade in Planung. So gab es noch Platz für Veränderungen. 

Konkreten Bedarf sehen und handeln

Den Wunsch sich aktiv in die Gestaltung des direkten Umfelds einzubringen gab es schon länger, nun war es an der Zeit, die Ideen Wirklichkeit werden zu lassen. Bezirksvorsteher Gerhard Zatlokal war sofort überzeugt von der Idee, dem neuen Schulhaus einen würdigen Vorplatz zu schenken.

Innerhalb weniger Monate war es dann auch soweit und der Platz wurde eröffnet. Statt Autos zieren den Platz nun Sitzgelegenheiten aus Holz, ein Brunnen und Bäume sorgen für frisches Klima. 

„Lehrer und Eltern waren total dankbar. Nach einem Jahr hatten wir dann ein Sommerfest. Es war faszinierend, wie viele Menschen auf einen Platz passen, wenn da keine Autos sind.“

Grätzelheldinnen: Stefanie Lichtwitz und Sylvia Kostenzer
Unsere Grätzelheldinnen arbeiten bereits an einer neuen Idee für die Nachbarschaft. (© GB* / Dutkowski)

Positive Effekte für den Bezirk

Die anfängliche Sorge der Lehrerinnen und Lehrer, ob sie den öffentlichen Raum auch wirklich für Pausen verwenden können, war bald vergessen. Nun ist es schön anzusehen wie der Platz genutzt wird.

Die konstruktive Herangehensweise und Haltung hält Sylvia Kostenzer für das Geheimrezept des Projekts: „Das Projekt war ein voller Erfolg, weil wir positiv an die Sache herangegangen sind und gesagt haben, wir wollen für die Schule und für die Kinder was machen.“

Einmal Autos de-materialisieren, bitte!

Wenn es um Zauberkräfte geht, sind sich die beiden zumindest bei der Grundrichtung einig:

„Ich hab‘ keine Zauberkräfte, aber für mich wäre die Vision, zwar ein paar wichtige Verbindungsstraßen zu belassen, aber sonst Platz für die Menschen, die da wohnen, zu schaffen. Mit einem Zauberstab würde ich gerne die Autos de-materialisieren.“

Die Vorherrschaft des Autos und die Unterordnung aller anderen VerkehrsteilnehmerInnen sind ein Problem, das den beiden Freundinnen schon lange im Magen liegt. Die Möglichkeit, sich freier in der Stadt zu bewegen, ist beiden ein großes Anliegen. 

„Das war eines der tollen Erlebnisse, dass man sieht, was aus so einem kleinen Straßenstück wird, wenn die Autos weg sind, und was sich da plötzlich für ein Raum auftut. Da fehlen ein paar Autos und man hat das Gefühl, dass man atmen kann.“

Grätzelheldinnen: Stefanie Lichtwitz und Sylvia Kostenzer
Ihr Ziel für weitere Nachbarschaftsprojekte: die Nachbarschaft besser kennenlernen. (© GB* / Dutkowski)

Gemeinschaftsküche für den Bezirk

Doch wer denkt, dass die beiden sich jetzt zurücklehnen, der hat weit gefehlt. „Das ist ja nur der Anfang. Wir hatten ein sehr erfreuliches Projekt, aus dem dieser Platz entstanden ist. Aber jetzt muss er lebendig werden.“

Fürs Erste wird es eine mobile Gemeinschaftsküche, die die beiden Frauen diesen Sommer vorerst direkt auf dem Platz umsetzen wollen. Die Idee ist einfach und genial zugleich: In einer Küche unter freiem Himmel soll die Nachbarschaft zusammenkommen und gemeinsam kochen.

Es wird spannend, wie man Leute erreicht, die man noch nicht kennt. Im Bezirk ist alles sehr bunt. Vielleicht geht es übers Essen und andere Kulturen, da kann man drüber reden, dann ist die Schwelle nicht zu hoch. Macht eh keinen Spaß das allein zu machen.“

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