Grätzelheldinnen Karin Lechner, Hannelore Stätter und Ingeborg Stöffel
Ehrenamtlicher Tatendrang in Rudolfsheim-Fünfhaus

Sagt man Nachbarschaftszentrum 15, muss man eigentlich auch Karin Lechner, Hannelore Stätter und Ingeborg Stöffel sagen. Denn die beiden Ehrenamtlichen bringen sich schon seit über sieben Jahren tatkräftig beim Wiener Hilfswerk ein. Gemeinsam sind sie im Lernclub des NZ15 tätig und lernen regelmäßig mit Volksschülern aus dem Bezirk. 

Wer das Nachbarschaftszentrum 15 am Kardinal-Rauscher-Platz betritt, wird mit einem breiten Lächeln begrüßt. Das nicht nur von den hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, sondern auch von den beiden ehrenamtlichen Karin Lechner, Ingeborg Stöffel und Hannelore Stätter.

Seit acht bzw. sieben Jahren sind sie fester Bestandteil der Gemeinschaft und haben schon so einige Schülerinnen und Schüler durch die Schule begleitet. 

„Mein Traumberuf war es immer Lehrerin zu werden, deswegen fällt es mir sehr leicht, mit Kindern umzugehen." -Ingeborg Stöffel

Grätzelheldinnen Karin Lechner (links) und Ingeborg Staffel (rechts) beim Interviews.

Angefangen hat dabei alles zufällig, wie Karin Lechner erzählt: „Da ist an der Türe ein Schild gewesen, dass sie für die Kinderbetreuung jemanden brauchen. Mit einem Kind habe ich angefangen, mit vier habe ich aufgehört.“ 

Als Ingeborg Stöffel vor sieben Jahren wieder nach Rudolfsheim-Fünfhaus gezogen ist, war für sie klar, sie möchte sich einbringen. Gesagt, getan. Als sie sich bei der Wiener Freiwilligenmesse informiert hat, war ihr bald klar, dass es das Nachbarschaftszentrum des Wiener Hilfswerks werden soll. 

„Ich habe mir das Angebot durchgesehen und darauf geachtet, was auch meinen Bedürfnissen entspricht. Denn wenn ich etwas mache, möchte ich es gerne und gut machen.“ Dass sie ihre Arbeit gut macht, merkt sie nicht nur an den Schulnoten der Kinder, sondern auch, wenn sie eine kleine Notiz zugesteckt bekommt wie „Du bist so geduldig mit mir.“ Das bestätigt sie nicht nur in ihrer Arbeit, sondern motiviert sie auch.

„Freiwillig, weil es Sinn macht.“ -Karin Lechner 

Heldinnen im Porträt an der Wasserwelt.

Ähnlich geht es Karin Lechner, die nicht nur ein fixer Bestandteil des Lernclubs ist, sondern auch noch die Kreativgruppe, bei der gemeinsam gebastelt wird, und die Tischtennisgruppe leitet. 

Außerdem arbeitet sie bei den regelmäßig stattfindenden Flohmärkten mit. Dass viele Menschen bereit sind, etwas herzugeben, beweist der Blick unter die Sitzbank - hier verstecken sich Kisten voller Bücher.  

An der Arbeit im Nachbarschaftszentrum mag Karin Lechner besonders, dass die Meinung der Ehrenamtlichen ernst genommen wird und sie eingebunden werden. 

„Ich bin gerne unter Leuten, gebe mein Wissen weiter und bekomme auch Wissen, wenn ich etwas brauche. Da kommt eines zum anderen“, beschreibt sie den Antrieb für ihre jahrelange Tätigkeit. 

Auch die gute und verbindende Stimmung mögen die Frauen. Dass sie einander schon jahrelang kennen und mögen, merkt man nicht nur an der vertrauten Art, mit der sie miteinander umgehen, sondern auch, wenn sie sich lachend Erinnerungen vom letzten Sommerheurigen miteinander teilen. 

„Es passiert viel und es tut sich was und wenn ich da einen kleinen Beitrag leisten kann, dann mit Freude.“ -Ingeborg Stöffel 

Dass sie als Grätzelheldinnen nominiert wurden, freut Karin Lechner und Ingeborg Stöffel sehr. „Man kann dann noch mehr nach außen wirken, man kann noch mehr Leute animieren, was zu machen und zu unternehmen. Das soll ja der Sinn sein, dass einer vom anderen lernen und profitieren kann. Man ist nie zu alt dafür, noch etwas dazuzulernen“, ist Ingeborg Stöffel überzeugt.

Besonders berührt sie dann, wenn ihr eigener Enkel zu ihr sagt, dass er, wenn er einmal in ihrem Alter ist, sich wie sie im Nachbarschaftszentrum engagieren möchte. 

„Man muss auch über seinen eigenen Schatten springen, hingehen und sagen, ich bin da und will was machen.“ -Karin Lechner

Für sie ist es selbstverständlich, dass ihre Hilfsbereitschaft nicht endet, wenn sie das Nachbarschaftszentrum verlassen. Egal, ob jemand Hilfe beim Queren der Straße benötigt oder eine Information braucht, die beiden sind immer zur Stelle und helfen gerne weiter, wie sie erzählen. Das wissen auch die Menschen aus dem Grätzel. Oft wird sie auf der Straße erkannt und gegrüßt, erzählt Karin Lechner lachend. Da kann es auch schon vorkommen, dass sie voller Erde aus ihrem Garten nach Hause geht und plötzlich jemand „Hallo, Frau Lehrerin!“ ruft, berichtet sie amüsiert. 

Für den Bezirk wünschen sich alle, dass eine noch bessere Vernetzung zwischen den Bezirksteilen stattfindet und man sich noch mehr über die Geschehnisse im Grätzel austauscht. Ganz oben auf der Wunschliste steht bei Karin Lechner ein offenes Bücherregal, wo jeder neue Literatur abgeben und herausnehmen kann.

„Um sich ehrenamtlich zu engagieren, braucht es Toleranz und den Willen, wirklich etwas zu tun.“ -Ingeborg Stöffel 

Welche Superkraft sie sich aussuchen würde, weiß Karin Lechner sofort.  „Ich wäre gerne Bibi Blocksberg“, kommt wie aus der Pistole geschossen, dann wäre ihre geliebte Gartenarbeit nämlich im Handumdrehen erledigt, erzählt sie schmunzelnd.

Auch Ingeborg Stöffel würde eine Zauberkraft dankend annehmen: „Ich würde gerne versuchen, die Sprachen der Menschen zu verstehen. Die Verständigung wäre viel einfacher, wenn es eine Sprache gäbe, außer der Musik, die wirklich jeder verstehen kann. Das wäre ein Wunsch von mir für die Menschheit allgemein.“ 

Könnte man sich einfacher ausdrücken, würde man eher wissen, was Menschen wirklich brauchen, sagt sie überzeugt. Am Ende des Tages kann man nur versuchen, sich in den anderen hineinzuversetzen. Aber oft ist es anders, als man vermutet, schließt sie reflektiert ab. Mit viel Verständnis, Engagement und Tatendrang werden die beiden Frauen auch kommende Woche wieder ins Nachbarschaftszentrum kommen und die Schulbücher aufschlagen.  

Anmerkung: Frau Stätter war bei dem Interview leider verhindert, teilt aber die Ansichten ihrer Kolleginnen. 

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