Grätzelheld Stefan Rom
Drehscheibe für gute Nachbarschaft

© GB* / Dutkowski

Der Schwendermarkt, der kleinste Markt in Wien, ist für BezirksbewohnerInnen längst kein Geheimtipp mehr. Seit 2016 bringt ein junges Team neuen Schwung ins Marktleben: die MacherInnen vom Café Landkind. Eine der treibenden Kräfte dahinter ist Stefan Rom, der mit seinem Team das Café zur Drehscheibe für gute Nachbarschaft gemacht hat. 

2016 war ein bedeutendes Jahr für Stefan Rom, denn da hat er gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Nina und deren Bruder Benedikt den kleinen Bauernladen und das Marktcafé „Landkind“ am Schwendermarkt eröffnet. Seitdem werden hier nicht nur regionales Essen und herrlich duftender Kaffee serviert, sondern auch Schmankerln von verschiedenen Bauern angeboten.

Wer den Schwendermarkt kennt, der kennt auch das Landkind. Dass ihr Café sich zum Bezirkstreff etablieren würde, war für das Team damals noch nicht klar, dass das Landkind im 15. Bezirk eröffnen wird, jedoch sofort. 

Ab dem ersten Jahr hat das Landkind-Team Dinge gemacht, um die Gegend zu beleben. (© GB* / Dutkowski)

Fünfhaus, nur du allein! 

Alle drei waren schon vor der Eröffnung des eigenen Lokals tief in Rudolfsheim-Fünfhaus verwurzelt. Dass er hier nicht nur wohnen möchte, sondern sich auch aktiv einbringen will, hat Stefan schon vor Jahren gewusst.

Seit neun Jahren lebt er nun schon in der Reindorfgassse, die auch über die Bezirksgrenzen für ihr aktive Szene bekannt ist. Das Reindorfgassenfest ist für viele ein Fixpunkt im Kalenderjahr. 

„Da sind wir reingerutscht und haben einige Jahre das Reindorfgassenfest mit organisiert. Das hat uns sehr im Grätzel verankert.“

Besonders der dörfliche Charakter macht für Stefan den Bezirk aus und er erzählt im selben Atemzug von einem 84-jährigen Freund, der noch Geschichten aus dem Bezirk erzählen kann, in denen er bei einem Bauernhof, der ums Eck vom Schwendermarkt war, Milch geholt hat. Oder von den Gästen im benachbarten Beisl, die früher selbst hier Standler gewesen sind. 

„Die Alteingesessenen kommen zusammen mit all jenen, die neu dazukommen und die neue Dynamik bringen. Das habe ich sonst in Wien so nie erlebt.“

Grätzelheld Stefan Rom im Portrait.
Das Landkind ist ein Ort und eine eine Drehscheibe, wo Leute zusammenkommen. (© GB* / Dutkowski)

 Als Drehscheibe würde er sich selbst aber nicht bezeichnen, sagt er bescheiden und setzt nach: "Gute Nachbarschaft kann man nicht allein machen. Ich glaube, was es ausmacht, ist, dass es viele Leute gibt, die sich dafür interessieren, über ihre Wohnungstüre hinaus mit Leuten in Kontakt zu kommen und dann brauchst du Orte, wo sowas passieren kann. Da ist das Landkind sicher eine Drehscheibe, wo Leute zusammenkommen.“  

Jeder der Gäste wird auch während des Interviews mit einem Lächeln und einem herzlichen „Guten Morgen“ begrüßt. Der offene Charakter und die freundliche Art zeigen sich nicht nur beim Gründer und seinem Team, sondern spiegeln sich auch bei den Gästen wieder. 

„Ab dem ersten Jahr haben wir Dinge gemacht, um die Gegend zu beleben, mit dem Fokus auf dem Markt und auch darüber hinaus.“

Das Landkind am Schwendermarkt.
Im Landkind trifft man die Nachbarschaft bei Kaffee und traumhaftem Cheesecake. (© GB* / Dutkowski)

Daraus entstanden ist nun der Verein „Schwenderkinder“, bei dem alle Standler am Markt dabei sind und von dem sechs fixe Events im Jahr veranstaltet werden.

Von speziellen Märkten, Kinderprogramm, Live-Musik, regionalen AusstellerInnen - bei den Festen, die oft einen Volksfest-Charakter haben, wie Stefan mit einem Schmunzeln sagt, finden alle Leute aus der Nachbarschaft und von außerhalb zusammen.

Bring auch du dich ein! 

Wir wollen wissen, was sich Stefan von der Nachbarschaft wünschen würde, wenn er könnte? Ein Wunsch? Stefan hat einige. Einerseits hofft er, dass viele Leute selbst aktiv werden und durch die Geschichten der GrätzlheldInnen inspiriert werden. 

„Ich hoffe, dass es den Leuten Mut macht und sich mehr engagieren. Je mehr Player es in dem Spiel gibt, desto weniger muss ich alleine machen, damit etwas weitergeht.“

Grätzelheld Stefan Rom am Regal mit regionalen Produkten.
Gute Nachbarschaft kann man nicht allein machen (© GB* / Dutkowski)

Zudem würde er sich freuen, wenn mehr Menschen den Platz am Schwendermarkt als Spielwiese für Aktivitäten sehen würden. Hier würde er auch mit Rat und Tat zur Seite stehen, da er jeden Mugel, jeden Stromanschluss und jedes noch so kleine Detail kennt, sagt er lachend. Bei seinem letzten Wunsch wird Stefan ernst.

„Was uns alle unterstützen würde, ist, wenn die Leute sich bei ihrem Einkaufsverhalten fragen würden: Könnte ich das auch vor der Haustür oder bei mir ums Eck kaufen?“ 

Denn nur so, fasst er zusammen, kann das Grätzel so bleiben, wie es ist beziehungsweise idealerweise wachsen.

Blick in die Zukunft 

Wenn man sich die vielen Aktivitäten des Landkind ansieht, dann könnte man glauben, dass das Team bereits Zauberkräfte besitzt, aber könnte er sich noch eine aussuchen, dann hat er schon einen Plan. 

Ich würde gerne Zeit verändern können. Wenn ich da eine Superkraft hätte, dass ich das manipulieren kann, das würde mir mein Leben wirklich erleichtern.“

Mehr Zeit für all seine Ideen - die könnte er in Zukunft auch gut brauchen, denn das Team des Landkind hat noch große Pläne und viele Einfälle fürs Grätzel. 

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