Wie kann ein kindgerechter Stadtteil entstehen?
GB*Sternstunden
Wie kann eine Stadt für alle aussehen? Was brauchen Kinder, damit sie sich wohler fühlen, altersgerecht entwickeln und am Stadtleben aktiv teilnehmen können? Diese und andere interessante Fragen zum Thema diskutieren wir mit unseren sechs Gästen, die wir für unsere „GB*Sternstunde“ in die Volkshochschule Rudolfsheim-Fünfhaus geladen haben.
Das sind Schuldirektorin Marion Serdaroglu-Ramsmeier und die Schülerinnen Khadija, Afra und Schulsprecherin Vera von der WMS Kauergasse, Penzings Bezirksvorsteherin Michaela Schüchner und GB*-Experte Markus Steinbichler. Alle haben eines gemeinsam: Sie haben mehr oder viel Erfahrungen mit Beteiligungsprozessen gemacht – in unterschiedlichen Rollen und aus verschiedenen Perspektiven.
Aufgenommen wurde unser Grätzelpodcast in der VHS Rudolfsheim-Fünfhaus in der Schwendergasse im 15. Bezirk. Durch die Diskussion führt Maria Wegenschimmel von Sozial Pod. Hören Sie rein!
Marion Serdaroglu-Ramsmeier: „Von Kindern und Jugendlichen für Kinder und Jugendliche.“
Als Schuldirektorin ist Marion Serdaroglu-Ramsmeier eine echte Themen-Expertin und hauptberuflich mit Wünschen und Bedürfnissen von Kindern und Jugendlichen beschäftigt.
Besonders wichtig ist ihr, dass junge Menschen Möglichkeiten zur Partizipation, ein Mitspracherecht haben und mitentscheiden können. So geschehen, als vor ein paar Jahren das Schulvorfeld der WMS Kauergasse umgestaltet wurde. „Es ist wichtig, Kinder und Jugendliche aktiv in Planungsprozesse einzubeziehen, weil man so die Bedürfnisse klarer wahrnehmen kann und Ideen einfließen können.“ Gerade das politisch-demokratische Verständnis der jungen Menschen sieht die Direktorin dadurch gefördert und ist beeindruckt davon, dass den Jugendlichen vor allem ein freundlicher und respektvoller Umgang und ein Miteinander aller Generationen wichtig sind.
Welche Erfahrungen sie noch während des Partizipationsprozesses gemacht hat, verrät sie im Podcast.
Khadija, Afra und Vera: „Wir wollen freundliche Menschen, die mit uns reden und alles besprechen!“
Auch die Kauergasse-Schülerinnen Khadija, Afra und Schulspercherin Vera schätzen die Möglichkeit sich einzubringen – und tun das auch aus vollem Herzen!
Khadija ist begeistert vom neuen Vorplatz der Schule und davon, dass die Ideen der Schülerinnen und Schüler berücksichtigt wurden: „Nach dem Unterricht treffen wir uns hier. Es ist ein guter Treffpunkt, weil jeder sich auskennt.“Afra wünscht sich in Zukunft besonders Projekte, bei denen man mit anderen Generationen in Austausch kommt: „Damit ältere Menschen uns verstehen und wir die alten Menschen verstehen“, fasst sie die Motivation zusammen.
Dass so ein Austausch auf Augenhöhe funktionieren kann, berichtet Schulsprecherin Vera, die mit den Anrainerinnen und Anrainern in Kontakt ist. „Sie (Anm. eine Nachbarin) hat uns angesprochen, ob wir vielleicht etwas gegen den Müll machen können.“ Gesagt, getan. Momentan planen sie, wie sie am besten eine Aktion für die Schule umsetzen können.
Welche Ideen die drei noch für ihr Grätzel haben? Im Podcast können Sie diese nachhören.
Michaela Schüchner: „Kinder sind soziale Wesen und denken nicht nur an sich.“
Viele der Ideen kennt auch Bezirksvorsteherin Michaela Schüchner, der es besonders wichtig ist, auch die Jüngsten in die Gestaltung der Stadt zu integrieren.
„Es ist für mich selbstverständlich, dass Kinder und Jugendliche ganz gleichberechtigte Bewohner und Bewohnerinnen von Wien sind. Sie sind die ExpertInnen in ihrem Bereich“, führt sie weiter aus und unterstreicht, dass es kein Thema gibt, das man mit Kindern nicht besprechen kann. Wichtig sei dabei nur, dass man ihre Sprache spricht und ihnen Dinge erklärt.
Beeindruckt ist sie vor allem davon, dass Kinder nicht nur an sich denken, sondern bei der Entwicklung von Ideen immer auch das Umfeld im Blick haben. Gerade deshalb ist es wichtig, Kinder ernst zu nehmen und ihnen auf Augenhöhe zu begegnen, ist die Bezirksvorsteherin überzeugt.
Dass Kinder im Gegensatz zu Erwachsenen ganz selbstverständlich bereit sind, sich selbst und ihre Zeit einzubringen, imponiert ihr besonders.
Markus Steinbichler: „Im Ausprobieren sind Kinder sowieso die Expert*innen.“
Zustimmung kommt von Markus Steinbichler, der als GB*-Mitarbeiter schon viele Beteiligungsprojekte mit Kindern und Jugendlichen geleitet hat. „Es ist immer wieder interessant mit Kindern über die Stadt zu reden, weil sie diese mit ganz anderen Augen sehen, noch viel Fantasie haben und träumen können.“ Bunte Häuser, mehr Grün und Streetart sind nur einige Beispiele von Wünschen, die häufig geäußert werden. Nicht jeder Wunsch lässt sich umsetzen – aber auch hier zeigen Kinder oft mehr Einsicht und Verständnis als Erwachsene, erklärt man den Grund für eine Ablehnung. Das bestätigen auch die anderen Gäste.
„Der Wunsch nach einem respektvollen Umgang miteinander, weniger Rassismus im Grätzel – solche Themen hören wir von Erwachsenen nicht, wenn wir diese über ihren Stadtteil befragen. Darüber kann man mal nachdenken“, zeigt sich Steinbichler beeindruckt vom Engagement der Kinder.
Alle Gäste sind sich einig: Kinder wissen ganz genau, wo es in der Stadt an Angeboten für sie fehlt und sind bereit, sich einzubringen. Das wollen alle fördern und man darf gespannt sein, welche Projekte aus dem Gespräch noch entstehen werden.
Einen Gedanken gibt Moderatorin Maria Wegenschimmel abschließend noch mit: „Kinder haben den Weg einfach vor sich, entdecken ihn mit offenen Augen und erleben ihn immer wieder neu.“ Wie wäre es, zu versuchen, die Stadt einen Tag lang mit den Augen von Kindern wahrzunehmen? Hören Sie rein und lassen Sie sich inspirieren!