Wie können wir gemeinsam lebendige Stadtteile gestalten?
GB*Sternstunden
Wie können die Menschen ihr Grätzel aktiv mitgestalten? Wer bringt sich ein und welche Kräfte müssen zusammenspielen, damit sich lebendige Nachbarschaften und Stadtteile entwickeln? Fragen wie diesen widmet sich das neue GB*-Handbuch „Do It Together Stadt“ und die vierte Folge unseres Audioformats „GB*Sternstunden“. Gemeinsam mit unseren vier Gästen diskutieren wir, wie es geht und was es braucht, die eigene Wohnumgebung mitzugestalten.
Stefanie Lichtwitz und Sylvia Kostenzer leben seit über 20 Jahren im 15. Bezirk und gründeten die Initiative zur Umgestaltung der Gasgasse. Das zweite Duo der Gesprächsrunde bilden Alkan Salih, Mitarbeiter des alteingesessenen Elektrounternehmens Katzbeck und Frau Melanie,die gemeinsam mit Herrn Salih eine Baumscheibe vor dem Geschäft in der Ullmannstraße begrünt.
Romana Ledl ist Geschäftsinhaberin des Reindorfer Buchcafés Melange und Gastgeberin unserer Sternstunden-Gesprächsrunde. Sie ist auch Mitbegründerin der Initiative „Einfach 15“ und Stadtteilpartnerin.
Die Podcast-Runde komplett macht Bea Vogler-Kautz, GB*-Mitarbeiterin,Architektin und Expertin für Wohn- und Architekturpsychologie. Sie weiß genau was es braucht, damit Nachbar*innen gemeinsam aktiv werden können. Durch das Gespräch führte auch dieses Mal Maria Wegenschimmel von SozialPod.
Hören Sie rein und lassen Sie sich von den Geschichten unserer tollen Gäste inspirieren!
Bea Vogler-Kautz: „Aus unserer Sicht kann eine lebenswerte und lebendige Stadt nur gemeinsam entstehen.“
Bea Vogler-Kautz und ihre GB*-Kolleg*innen beschäftigen sich tagtäglich mit der Frage, wie sich Wiens Grätzel noch lebendiger gestalten lassen und wie die Nachbarschaft dabei am besten unterstützt werden kann.
„Do It Together bedeutet für uns, dass nicht nur eine Person aktiv wird, sondern gemeinsam mit anderen und der Stadt. Wir sehen uns als Ermöglicherin, Unterstützerin und Partnerin - von der Idee bis zur Umsetzung. Wir fördern nachbarschaftliches Engagement und ermutigen Leute, mitzumischen und sich einzubringen“, fasst die Stadtteil-Expertin zusammen.
Dass es an nachbarschaftlichem Engagement in Rudolfsheim-Fünfhaus nicht mangelt, zeigt auch das neue Handbuch „Do It Together Stadt“ eindrücklich. Als Reiseführer und Toolbox sammelt es auf 100 Seiten Tipps, Tricks und Anlaufstellen im Bezirk für Menschen, die selbst aktiv werden wollen – und es werden bekannte Gesichter und ihr Engagement fürs Grätzel portraitiert.
Stefanie Lichtwitz: „Es muss ein Bedarf in einem brennen. Es ist Arbeit und die wird schön und erfüllend, wenn man dieses Ziel hat.“
Eine solche Initiative haben Stefanie Lichtwitz und Sylvia Kostenzer ins Rollen und zur Umsetzung gebracht. Die beiden sind Bewohnerinnen, Designerinnen und Mitgründerinnen von „Viktoria - Verein für künstlerische Forschung und Social Design“ und der Initiative zur Umgestaltung Gasgasse. Sie betreiben auch das „Nimm Platz Küchenfahrrad“. Gemeinsam haben sie es geschafft, dass der Platz vor der Schule ihrer Kinder umgebaut wurde.
Statt Parkplätzen gibts in der Gasgasse nun einen Verweilort für alle. Denn nicht nur die Schüler*innen genießen die autofreie Zone als Pausenfläche; hier ist auch ein Treffpunkt für die Nachbarschaft entstanden, wie die beiden stolz berichten. „Es ist erstaunlich, was es ausmacht, wenn plötzlich Autos aus dem Straßenraum weg sind. Und außerdem ist ein schönes Learning für alle zu sehen, dass es wirklich viel bringt“, erinnert sich Sylvia Kostenzer an den ersten Eindruck des umgebauten Platzes.
Romana Ledl: „Ich bin von ganzem Herzen Stadtteilpartnerin.“
Im Grätzel Reindorf ist Romana Ledl, seit sie vor sieben Jahren mit ihrem Buchcafé Melange hierher gezogen ist, schon lange keine Unbekannte mehr. In ihrem Buchcafé berät sie Jung und Alt zu passender Lektüre, die hier neben Deutsch auch auf Serbisch, Bosnisch, Kroatisch und Türkisch angeboten wird. Mit Kaffee und Kuchen lädt sie auch zum Verweilen, Durchatmen und Austauschen ein. Die Geschäftsinhaberin suchte von Anfang an die Vernetzung in der Nachbarschaft, wie sie berichtet - und das mit Erfolg. Sie ist Mitglied im Einkaufsstraßenverein IG Reindorfgasse und Mitbegründerin von „Einfach 15“. Einfach 15 ist ein Verein mit dem Ziel, die Nachbarschaft zu beleben.
Romana ist auch GB*Stadtteilpartnerin und stellt ihr Geschäft anderen Menschen zur Verfügung, wenn diese z.B. für ihre Strickgruppe einen Raum benötigen. „Ich bin ein großer Fan davon, Dinge, die man hat, herzuborgen – wenn sie jemand anderer brauchen kann“, erzählt sie freudig.
Alkan Salih: „Es gefällt mir, positives Feedback von den Nachbarinnen und Nachbarn zu bekommen.“
Wer durch die Ullmannstraße spaziert, hat das Herzensprojekt von Alkan Salih und Frau Melanie vielleicht schon entdeckt: Die üppig bepflanzte Baumscheibe vor dem Elektrounternehmen Katzbeck, die von beiden liebevoll betreut wird.
War Alkan Salih am Anfang noch unsicher über seine damals neue Aufgabe, ist er längst zum begeisterten Hobbygärtner geworden, wie er lächelnd berichtet. „Ich habe begonnen, Blumen zu setzen und es hat mir gefallen. Die ersten fünf Jahre waren schwer für mich, weil ich alles allein gemacht habe. Dann habe ich Frau Melanie kennengelernt und sie hat mitgeholfen!“
Nicht nur Alkan und Melanie haben sich durch das „Projekt“ Baumscheibe kennengelernt, auch viele Nachbar*innen bleiben stehen, bestaunen die Blumen und nutzen den Ort zum Plaudern, wie sie erzählen. „Es war eine spontane Sache. Vom Sehen haben wir uns gekannt, aber seit der Arbeit im Garten sind wir ein gutes Team geworden und haben tolles Feedback bekommen. Ich habe liebe Leute kennengelernt“, berichtet Frau Melanie begeistert von der Anfangszeit des gemeinsamen Gartelns.
Seit drei Jahren sind die beiden als Duo aktiv, bepflanzen und pflegen die Baumscheibe gemeinsam und freuen sich schon auf die heurige Gartelsaison.
Eines wird im Laufe der Gesprächsrunde klar: Alle unsere Gäste haben Pläne und Ideen, wie sie das Grätzel auch zukünftig weiter mitgestalten wollen. Das freut Bea Vogler-Kautz von der GB* besonders: „Als Gebietsbetreuung freuen wir uns über die vielen Ideen von Bewohnerinnen und Bewohnern aus dem Stadtteil, die wir gemeinsam umsetzen oder bei denen wir unterstützen können.“
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