Vom kreativen Stadtteil und Zugänglichkeit für alle

Zu sehen ist die umgestaltete Franklinstraße mit Sitzbänken und Blumenbeeten in Floridsdorf.
Die umgestaltete Franklinstraße. (© GB*)

"Komme was WOLLE" mit Michaela

„Komme was WOLLE!“ – das könnte ein Motto von Michaela sein, die sich mit anderen Floridsdorfer*innen bei der Strickrunde im GB*Stadtteilbüro am Schlingermarkt trifft. Schon seit 1981 wohnt sie in Floridsdorf, hergezogen ist sie damals aus Döbling. „Das war schon ein Abenteuer damals hierher zu ziehen. Floridsdorf war ja irgendwie ein ‚Niemandsland‘, jetzt ist hier deutlich mehr los als früher!“, freut sich die strickende Hobbymalerin Michaela. Die Strickrunde hat sich bis 2018 in einem Geschäft in der Angerer Straße getroffen. Als das Geschäft zusperrte, wurde die Gruppe „heimatlos“ und bekam von einer Marktstandlerin den Tipp, doch bei uns nachzufragen, ob es im Stadtteilbüro Platz gibt. Gab es und gibt es, und darum trifft sich die Runde alle zwei Wochen am Dienstag ab 16 Uhr im Rahmen der „Stadtteilpartnerschaft“ – einer Initiative der GB*. Diese bringt Menschen im Stadtteil zusammen, die Platz haben und Platz suchen.


Michaela erzählt ...

Wir treffen die kreative Michaela Mraz bei der Strickrunde im GB*Stadtteilbüro.


„Alle können bei der Strickrunde mitmachen, die Interesse an Handarbeit haben. Egal ob Anfänger*innen oder Vollprofis“, erzählt Michaela. Es ist richtig gemütlich, wenn gestrickt, gehäkelt und natürlich viel geplaudert wird. „Und beim vielen Plaudern kann man sich bei schwierigen Mustern schon leicht verzählen. Bei uns steht ja der Spaß im Vordergrund.“

Es ist toll, dass sich Leute aktiv einbringen können. Bei uns stehen Plaudern und Spaß im Vordergrund. 

Plaudern und austauschen

Michaela Mraz legt sich ihr nächstes Strickstück bereit.
Michaela Mraz strickt auch schwierige Muster. (© Therese Jakoubek/GB*)

Bestellt wird die Wolle oft gemeinsam aus Kärnten. Gut bestellt ist es im Bezirk um die Erholungsmöglichkeiten. „Man ist schnell im Grünen und beim Wasser und endlose Spaziergänge sind hier gut möglich“. Auch hierbei ist sich die Runde einig. Wenn Michaela nicht strickt, genießt sie gerne die Nähe zur Donauinsel. „Früher war ich viel mit dem Rennradl unterwegs, jetzt bin gerne am Wasser.“ So schwärmt sie vom schön gestalteten Wasserpark, der zu einem Drittel aus Wasser besteht und Lebensraum für viele Tierarten ist.

Inspiration für ihr weiteres Hobby, das Acrylmalen, findet Michaela nicht nur in der Natur, sondern bei ihren Enkelkindern. „Ich male hauptsächlich zu Hause und im Atelier einer guten Freundin in Bad Vöslau“, sagt Michaela, die ihre Werke bereits im GB*Stadtteilbüro ausgestellt hat. Das kreative Talent liegt in der Familie: Michaelas Tochter fertigt Armbänder, Schlüsselanhänger und bunte Geschenke. „Ich plane schon Weihnachtsdeko aus Glühbirnen“, verrät Michaela, die vor Ideen nur so sprüht.
Darüber hinaus freut sie sich über den neuen Lesekreis, bei dem – ähnlich wie in der Strickrunde – das Plaudern und der Austausch im Mittelpunkt stehen.


Die Geschichten zum Download


Unterwegs mit Christian Zehetgruber

Blendfreies Licht, Sehhilfen mit Sprachausgabe, Lesegeräte, Brailleschrift-Tastaturen – Was für manche Menschen unbekanntes Terrain ist, ist für den Softwareentwickler und diplomierten Sozialarbeiter Christian Alltag. Denn er ist Geschäftsführer von „VIDEBIS“. Stolz zeigt Christian die Ausstattung des über 1000 m2 großen Unternehmens und das Sortiment, das Menschen mit Sehschwäche zu mehr Lebensqualität helfen soll. In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich der Franz-Jonas-Platz und die „Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs“.


Christian erzählt ...

Wir treffen Christian Zehetgruber bei „VIDEBIS“, einem Unternehmen für Sehhilfen in der Schloßhofer Straße.


Christian arbeitet seit den 1990er-Jahren in Floridsdorf, er wohnt hier seit 2008. Seine Frau Veronika hat er im Bezirk kennengelernt und Tochter Johanna wurde hier vor zwei Jahren geboren. Zu „VIDEBIS“ kam Christian als Kunde, wurde dann Ferialpraktikant, dann Abteilungsleiter und seit 25 Jahren ist er Geschäftsführer. „Mein Anliegen ist es, Menschen das tägliche Leben zugänglicher zu machen“, sagt er und erzählt von taktilen Hilfsmitteln und Sensibilisierungsworkshops zum Thema Barrierefreiheit. In Christians Büro gibt es nicht nur einen Schreibtisch, sondern auch zahlreiche Pokale und ein Foto mit Arnold Schwarzenegger, der dem Behindertensport sehr verbunden ist. Die Pokale zeugen von Christians Ski- und Torball-Karriere. Beim Torball wird mit einem klingelnden Ball gespielt, damit man ihn hören kann.

Ich brauche nirgends Unterstützung, und das ist schon sehr super. Hier kann ich komplett selbstständig leben.

Alles ist in wenigen Gehminuten erreichbar

Christian Zehetgruber geht über die Franklinstraße.
Christian Zehetgruber ist viel in der Franklinstraße unterwegs. (© Therese Jakoubek/GB*)

„Hier in Floridsdorf kann ich trotz Sehbeeinträchtigung selbstständig leben. Geschäfte, Gesundheitsvorsorge, Grünflächen, alles ist in wenigen Gehminuten erreichbar und die öffentliche Verkehrsanbindung ist top!“, freut sich Christian. Auch die Franklinstraße findet Christian „top!“. Dort dreht er gerne eine kleine „Kinderwagenrunde“, bevor es zum Babyschwimmkurs geht. „Als sehbeeinträchtigter Mensch ist das Schwimmen recht herausfordernd, aber ich war dort mittlerweile schon öfter als meine Frau“, schmunzelt er und Veronika, die in der Großfeldsiedlung aufgewachsen ist, nickt lächelnd.

An der Franklinstraße schätzt Christian die schattigen Sitzplätze, die Ruhe, das Gefühl der Sicherheit und die gemütliche Schaukel. Als Veronika schwanger war, war diese „Promenade“ ein Ort, an dem sie mitgebrachtes Essen gespeist und das bunt gemischte Publikum beobachtet haben. „Vor allem für Kinder gibt es im Bezirk ein tolles Angebot. Die VHS hat spannende Kurse und der Kinderspielplatz auf der Donauinsel ist ein wahres Paradies.“ Aufs ZOOM-Kindermuseum, das ab 2027 in der Schloßhofer Straße entstehen soll, freut sich die ganze Familie und Christian steht bereits mit den Zuständigen in Kontakt, um das Museum betreffend Beleuchtung, Kontrasten und Leitsystemen zu beraten, damit es ein Erlebnis für alle wird. „Da weiß ich jetzt schon, wer eine Jahreskarte haben wird“, lacht er und drückt Tochter Johanna ein Stückchen fester an sich.


  • Eine Dame strickt mit roter Wolle und zwei Stricknadeln.
  • Christian Zehetgruber steht im Unternehmen Videbis vor einer Wand mit Sehhilfen.
  • Eine Person streicht mit zwei Händen über ein Blatt Papier. Darauf ist ein taktiler Plan des Pariser U-Bahnnetzes.

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