Johanna - Gartenfreak mit großem Herzen
Gartengespräch

© GB* / Dutkowski

Der Matznergarten hat viele Gesichter. Eines davon gehört Johanna. 40 Jahre hat sie sich einen Gemeinschaftsgarten im Matznerviertel gewünscht. Doch die Zeit hat sie gelehrt: Gut Ding braucht Weile.

Umso größer war ihre Freude, als sie gemerkt hat, dass sich etwas tut im Viertel. Euphorie sieht man auch in ihrem Gesicht, wenn sie übers Garteln spricht. Johanna steckt nicht nur viel Wissen, sondern auch Herzblut und Schweiß in den Matznergarten. Sie hat uns verraten, wieso.

Wenn Garten-Träume endlich in Erfüllung gehen

Nachbarschaftsgarten Matznergarten in Penzing
Johanna lädt BesucherInnen zum Verkosten der exotischen Gartenkräuter ein. (© GB* / Dutkowski)

Doch bis das Schicksal Johanna und den Garten zusammengeführt hat, sollten noch einige Jahre vergehen. Jahrzehnte später bemerkt sie bei einem Spaziergang, dass gewerkelt wird.

Dass hier Kati am Werk ist, die jetzt neben ihr sitzt, wusste sie damals noch nicht. Doch Johanna wollte erst einmal aus der Ferne beobachten, was hier entsteht. Sie war unsicher, ob sie als Gartenfreak - wie sie sich selbst bezeichnet - auch willkommen ist.

„Ich hab den Platz hier gesehen und gedacht - wenn hier nur ein Garten wäre! Irgendwie hat mich das nie losgelassen. Mich hat das Leben in Wien im Kreis herumziehen lassen, aber den Platz hier hab ich nie vergessen.“

Den letzten „Schicksals-Ruck" hat eine Freundin gegeben, die sich ein Beet im Gemeinschaftsgarten genommen und Hilfe gebraucht hat. Dann stand Hanna, wie sie von den anderen Gärtner*innen genannt wird, inmitten des Gartens. Damals stand dieser jedoch noch nicht in so voller Blüte wie heute.

Eine Frau, eine Schaufel und eine Mission

Nachbarschaftsgarten Matznergarten
Der Matznergarten ist eine Gemeinschaft, die sich regelmäßig trifft und die ein gemeinsames Ziel hat: den Garten zum Blühen bringen. (© GB* / Dutkowski)

Seit Johanna ein Teil des Gemeinschaftsgartens ist, hat sich viel getan. Ein Zaun wurde gebaut, neue Pflanzen haben hier ihre Heimat gefunden und eine schattige „Gartenküche“ ist entstanden.

Besonderer Augenschmaus: die vor einem Tag erblühten Pfingstrosen, die Hannas Herz zum Lachen bringen und bei denen ihr Blick während des Gesprächs öfter hängen bleibt. Die Pfingstrosen hat Johanna genauso wenig gekauft wie alle anderen Pflanzen im Garten - sie waren alle Geschenke.

Oft stellen Passant*innen Pflanzen über den hüfthohen Zaun in den Garten. Manche von ihnen werden aufgepäppelt und eingesetzt, wenn sie den prüfenden Blick von Johanna bestehen. Hat man im Matznergarten eine Frage, dann ist Hanna die richtige Ansprechperson. Kaum eine, die sie nicht beantworten kann. Wenn der Wille also da ist, dann steht auch Johanna immer gerne mit Rat und Tat zur Seite.

„Für  mich ist nicht wichtig, wie viel einer schon kann, sondern was er will - das muss er aber auch bereit sein zu tun.“

Wenn die Pflicht zur Freude wird, gärtnert es sich leichter

Willkommen im Nachbarschaftsgarten Matznergarten
Liebevolle Details schmückend den gesamten Nachbarschaftsgarten! (© GB* / Dutkowski)

Irgendwann wird auch die Arbeit im Garten zu viel für eine Handvoll engagierter Gärtner*innen. Deswegen gibt es neuerdings Kleingruppen, in denen alle Mitglieder eingeteilt werden und die die Zuständigkeiten im Garten klären. Diese Woche ist Johanna mit Farouk im Team „Kompost“.

Wenn die Pflicht zur Freude wird, wenn dieses Bewusstsein da ist, dann kommt es sicher auch, dass wir keine Arbeitsgruppen mehr brauchen. Es wird das, was das Kistl ist, in den Hintergrund treten, im Vordergrund steht, dass wir hier gärtnern dürfen. Das fördert die Freude.“ Wenn man in das lachende Gesicht von Hanna sieht, glaubt man das sofort. Doch sie ist nicht nur Optimistin, sondern auch Realistin und weiß:

„Es muss ja nicht alles gleich und von Anfang an funktionieren. Ein Kind ist ja auch nicht von Anfang an groß. So darf es auch ein Werden sein.“

Im Traum erschienen ist ihr zudem ihre Gartenkollegin Doris, erzählt sie lachend. Doris und sie machen jeden Mittwoch einen Gartentag und sind ein wichtiger und fixer Bestandteil der Gartengemeinschaft.

Johanna und die Parkkinder

Nachbarschaftsgarten Matznergarten
Im Matznergarten gibt es viele Details zu entdecken! (© GB* / Dutkowski)

Doch nicht nur für die anderen Gärtner*innen ist Johanna eine wichtige Ansprechperson, auch für die Parkkinder ist sie eine besondere Bezugsperson geworden. Sind sie am Anfang noch eher „wild“ durch den Garten getigert, wissen sie heute genau, was zu tun ist, wo sie helfen können und kommen euphorisch in den Matznergarten, um zu fragen: „Hanna was können wir machen?“

So kann es passieren, dass sie Kübelchen für Kübelchen helfen, Sand zu verfrachten. Auch sie sind mit der Zeit ein wichtiger Bestandteil des Gartens geworden, die diesen auch bewachen, wie Johanna berichtet. Die Beziehung zu den Kindern unterstreicht das Motto des Gartens „Gemeinsam wachsen“ - in diesem Fall, zusammenwachsen: die Macherinnen und Macher des Gartens und der Bezirk mit seinen Bewohnerinnen und Bewohnern. 

Grüner Touch in Penzing

Ob sich das Klima im Grätzel generell durch den Garten verändert hat, wollen wir wissen. Die Antwort kommt wie aus der Pistole geschossen:

„Die Kommunikation ist eine komplett andere geworden. Deswegen hat mir der Platz auch so gefallen, weil er so exponiert ist. Die Art und Weise, wie hier herumgegangen wird, ist nicht vergleichbar - die Leute rennen nicht mehr.“

„Ich glaube, dass der Mensch schon alleine durch das Auftreten auf der Erde mit den Füßen ganz anders geerdet wird. Ich denke, dass das den Menschen extrem fehlt und dass jede Blüte den Menschen Energie gibt.“ Hört man Johanna mit ihren leuchtend blauen Augen zu, klingt alles logisch und einfach.

Wenn sie erzählt, dass das Flair des Gartens die Seele prägt, fühlt man sich gleich entspannter. Wenn sie über die Gemeinschaft spricht, möchte man dazugehören, und wenn sie von der harten Arbeit berichtet, schätzt man jede Blüte, die einen umgibt, umso mehr.

Deswegen klingt es auch nicht abgedroschen, wenn sie versichert: „Für mich ist es die Mühe wert.“ Und das bemerkt man, wenn man sich umsieht im Matznergarten.