Gemeinsam wachsen
Nachbarschaftsgarten Matznergarten
Blühende Pfingstrosen. Duftende Kräuter. Ein einladender Tisch zum Plaudern. Wenn man das kleine Holztor in Penzing öffnet, befindet man sich in einer grünen Oase. Genauer gesagt: im Matznergarten. Doch das war nicht immer so. Was im Jahr 2015 von der Gebietsbetreuung Stadterneuerung und motivierten Gärtner*innen gestartet wurde, hat sich zu einem gut funktionierenden und blühenden Nachbarschaftsprojekt entwickelt.
„Eine hohe Wohnzufriedenheit ist eng mit einem guten Miteinander verknüpft. Ein Nachbarschaftsgarten ist ein Ort der Begegnung für Menschen unterschiedlichen Alters oder Herkunft. Durch das gemeinsame Hobby Gärtnern ist es einfacher, aufeinander zuzugehen, neue Kontakte zu knüpfen und diese zu pflegen. Durchs gemeinsame Garteln kommen d’Leut zam“, mit diesen Worten begrüßte der heutige Wiener Bürgermeister Michael Ludwig die Idee des Gemeinschaftsgartens im Jahr 2015.
Doch bevor sich die motivierten Gärtnerinnen und Gärtner ihren Beeten widmen konnten, war es ein weiter Weg. Es wurde gegraben, Wasserleitungen verlegt und ein Häuschen gebaut.
Faszination Garten
Eines war von Anfang an da: Interesse von allen Seiten. Egal ob alteingesessener Penzinger, zufällig vorbeispazierende Passantin oder die Parkkinder, fast jeder hatte eine Frage oder einen Tipp als die Bauarbeiten begonnen haben.
Der Gemeinschaftsgarten fasziniert, besonders wenn er in voller Blüte steht und man aus dem Staunen über die Pflanzenvielfalt nicht mehr herauskommt.
„Es ist toll zu sehen, wie aus einer Idee, im Laufe der Jahre, eine Oase für die Nachbarschaft entstanden ist.“
Daniel Dutkowski, GB*
Was den Garten ausmacht, sind nicht nur die vielen Pflanzen und Blumen, sondern vor allem die vielen Gärtner*innen, die sich hier verwirklichen. 36 Personen, die das Herz und der Antrieb des Matznergartens sind. Eine Gemeinschaft, die sich regelmäßig trifft und ein gemeinsames Ziel hat: den Garten zum Blühen bringen.
Wir baten vier Gärtnerinnen und Gärtner zum Gartengespräch:
Kati - Passion für Kompost
Eine war von Anfang an dabei: Kati, die ihren grünen Daumen schon lange vor der Gründung des Matznergartens bewiesen hat. „Ich bin seit vielen Jahren eine Guerilla-Gärtnerin und hatte ein Problem mit der Respektlosigkeit der Leute“, beschreibt sie die Schattenseiten des Gärtnerns. Den mit ihrem Sohn gepflanzten Sonnenblumen fehlten oft nach kurzer Zeit bereits die Köpfe. Das hat sie nicht nur gekränkt, sondern auch frustriert. Frust, dem sie in ihrer Yoga-Gruppe Platz gemacht hat.
Und wie der Zufall es so wollte, traf sie dort auf Verbündete in der Gebietsbetreuung Stadterneuerung. Einige Treffen später stand fest: Gemeinsam soll der Matznergarten ins Leben gerufen werden.
Mit den Jahren sind nicht nur ihre Passion für Kompost, sondern auch die Liebe zum Garten und ihr Wissen gestiegen. Wieso sich die Gemeinschaft dazu entschlossen hat, den Garten einzuzäunen, hat sie uns im Gespräch verraten.
Johanna - Gartenfreak mit großem Herzen
Wissen hat sich Kati auch durch eine bestimmte Person angeeignet. Gartenfreak Johanna. Keine Frage, auf die sie nicht eine Antwort weiß. Lange hat sie sich einen Gemeinschaftsgarten gewünscht und ist deswegen umso motivierter mit der Schaufel im Garten unterwegs.
Sie weiß: „Die Kommunikation ist eine komplett andere geworden.“ Besonders die Vernetzung mit der Nachbarschaft weiß sie zu schätzen und erzählt, wie der Garten das Matznerviertel verändert hat.
Doris - Kämpferin gegen Großstadtanonymität
Kommunikation war auch eines der ausschlaggebendsten Motive für Doris, sich beim Matznergarten einbringen zu wollen.
„Zum einen, weil ich vom Land komme und mir die Natur sehr am Herzen liegt, und ich das in der Stadt ein bisschen verloren habe, aber eigentlich vorrangig, weil mir das soziale Gefüge ein bisschen gefehlt hat.“
Mehr Kontakt mit Menschen mit demselben Interesse, das Dorf in der Stadt zu finden und sich mit der Nachbarschaft zu vernetzen - all das hat sie innerhalb eines Jahres im Matznergarten gefunden. Dass Gärtnern aber vor allem auch harte Arbeit ist, hat sie im Gespräch verraten.
Farouk - mit der Natur verbunden
Sich die Hände schmutzig machen, das wollte auch Farouk, der im Matznergarten sein grünes Fleckchen Erde in Wien gefunden hat. „Die Natur ist besser als viele Menschen. Natur spricht mit einem“, hat er uns im Gespräch verraten. Hier im Matznergarten hat er Anschluss gefunden und seine Nachbar*innen kennengelernt.
Der Matznergarten beweist - mit vielen engagierten Händen, Herzblut und Schweiß kann innerhalb von vier Jahren ein Projekt entstehen, das nicht nur die Menschen verändert, die daran arbeiten, sondern auch die Nachbarschaft.