Vom Hundeklo zum Gemeinschaftsgarten
Ein Stück Grün mitten in der Stadt

Drei Frauen beim Bau eines Möbels aus Holzpaletten
Im Gemeinschaftsgarten helfen alle zusammen! (© Nora Maria Foerst)


Im "Peph-Garten", einer Fläche von etwa 70 m², wachsen in selbst gebauten Hochbeeten und Pflanzsäcken zahlreiche Blumen und Kräuter, dazwischen finden sich Beerensträucher sowie das „Wahrzeichen“ des Gartens: ein Kirschbaum. Etwa ein Dutzend Bewohner*innen aus den umliegenden Häusern kümmern sich gemeinsam um die Beete.

Elisabeth Kuhn ist eine der Gärtner*innen. Sie wohnt gleich nebenan und ist hier seit ein paar Jahren aktiv. Wir haben sie an einem heißen Vormittag im August im Garten getroffen und mit ihr über das Gärtnern und die Nachbarschaft geplaudert.

Gemeinschaftsgärtnerin Eisabeth Kuhn im Garten Peph.
Elisabeth Kuhn gartelt hier zusammen mit anderen BewohnerInnen. Das Ergebnis spricht für sich! (© GB* / Irene Grabherr)

Wie hat sich der Peph-Garten seit seiner Gründung entwickelt?

Lisi: Fast jährlich sind neue Beete dazu gekommen und viele neue Pflanzen: Vom ersten Krokus im Frühling bis zur letzten Aster im Herbst blüht immer irgendetwas in unserem Garten. Wir haben auch verschiedenste Sträucher und Bäume dazubekommen. Der Kirschbaum trägt mittlerweile prächtige Früchte. Viele neue Gärtnerinnen und Gärtner haben zu dieser Entwicklung beigetragen. Viele haben das Garteln wieder aufgegeben, doch ihr Tun lebt in den Pflanzen weiter.

Aus Palettenholz wird eine Sitzbank gezimmert.
Aus Palettenholz wird eine Sitzbank gezimmert, die dazu einlädt, im Garten Peph zu verweilen. (© Nora Maria Foerst)

Einmal haben wir gemeinsam eine neue Bank gebaut, die sehr gut in der Nachbarschaft angenommen wird: Oft genießen Leute auf unserer Bank das wilde grüne Fleckchen im Schatten der großen Platane. 

Auch die Bienenhotels werden jedes Jahr voller. Wir sehen viele verschiedene Tiere: Meisen, Krähen und Sperlinge, Wildbienen, Schmetterlinge und Heuschrecken. Und nach Einbruch der Dunkelheit kann man Fledermäuse und ab und zu einen Marder entdecken.

Wer gartelt hier? Und was muss man tun, wenn man mitmachen möchte?

Die meisten Gärtner*innen wohnen in der näheren Nachbarschaft. Aktiv engagiert sind derzeit etwa 10-15 Personen. Manchmal geben auch uns unbekannte Menschen den durstigen Pflanzen im heißen Sommer beim Vorbeigehen Wasser. Darüber freuen wir uns sehr, das trägt entscheidend zum Erfolg bei.

"Informell mitmachen kann jede/r immer."

Wir freuen uns über alle Menschen, die den Garten genießen, an den Kräutern riechen, auf der Bank sitzen, vielleicht eine unachtsam weggeworfene Flasche wegräumen, sich über eine Kirsche freuen.

Wie organisiert ihr euch?

Grundsätzlich sind die Beete Gärtner*innen zugeordnet. Diese kümmern sich dann um ihr Beet. Im Frühjahr werden immer wieder Beete frei, wenn Menschen umgezogen sind oder sich aus anderen Gründen nicht mehr um ein Beet kümmern möchten. Dann teilen wir die Beete neuen interessierten Gärtner*innen zu. Hierzu kann man eine E-Mail an euch, die Gebietsbetreuung Stadterneuerung (west@gbstern.at), schicken - wir bekommen dann die Info und setzen uns mit dem Interessenten oder der Interessentin in Kontakt. Wir haben außerdem eine private Facebook-Gruppe, über die wir Aktivitäten planen und uns fürs Gießen organisieren.

Garten Peph mit Hochbeeten und Pflanzen.
Der Garten Peph - Treffpunkt und Lebensraum für Pflanzen, Tiere und die Nachbarschaft! (© GB* / Irene Grabherr)
Ziegel als Gefäß für Blumen
Kreatives Gärtnern: Hier wird ein Stück Ziegel wird zum Gefäß für Blumen. (© GB* / Irene Grabherr)

Was sind denn eigentlich die Herausforderungen vom Garteln im öffentlichen Raum?

Leider gibt es immer wieder Vandalismus im Garten. Menschen reißen Äste ab und graben Pflanzen aus. So wurde etwa unser Kirschbaum arg zugerichtet. Das schmerzt mich sehr. Ich würde mir mehr Dankbarkeit gegenüber diesen großartigen Pflanzen wünschen, die uns mit allem versorgen.

Manchmal beschwert sich dann jemand im Anschluss daran, dass der Garten nicht schön genug sei. Das kann frustrieren. Außerdem wäre es hilfreich, wenn Hundehalter sich zumindest um die Hundstrümmerl selbst kümmern würden. Oft finden wir unachtsam weggeworfenen Müll im Garten, Hundstrümmerl bleiben liegen und Pflanzen und Gefäße werden immer wieder zerstört. Das müssen wir dann wegräumen, bzw. die Schäden richten, sofern es möglich ist.

Im Laufe der Zeit haben wir immer wieder über einen Zaun nachgedacht und uns aber doch jedes Mal dagegen entschieden. Der Zaun hätte vielleicht bewirkt, dass weniger Vandalismus passiert und weniger Hundstrümmerl liegen bleiben. Andererseits gibt es immer wieder Menschen, die am Garten teilhaben und mithelfen (gießen und pflanzen), die wahrscheinlich nie den Weg über die Gebietsbetreuung Stadterneuerung zu uns gefunden hätte. Diese Diversität und Offenheit wollten wir erhalten.

Hat sich die Nachbarschaft durch den Gemeinschaftsgarten verändert?

"Der Garten fördert die Gemeinschaft in der Nachbarschaft sehr." 

Man kommt leicht mit anderen Menschen in Kontakt – auch mit Menschen, mit denen man sonst nie in Kontakt käme. Die Pflanzen verbinden. Viele Leute nutzen den Garten. Man lernt seine Nachbarschaft besser kennen. Es ist doch gut, zu wissen, wer da noch so wohnt.

Vielen Dank für das Interview!

Wie wird aus einem Grünstück ein Gemeinschaftsgarten?

Ein Gemeinschaftsgarten ist, wie der Name schon sagt, ein Gemeinschaftsprojekt.  Zu Beginn müssen alle notwendigen Genehmigungen und Nutzungsverträge eingeholt werden.

Die GB* unterstützte die Peph-GärtnerInnen bei allen organisatorischen und administrativen Aufgaben, holte die Zustimmungen bei Bezirk und Stadtgartenamt ein und stellte damit die notwendigen Weichen, um das Gartenprojekt zu starten. 

Die Grünfläche wurde von den Wiener Stadtgärten vom „Gestrüpp“ befreit, der Boden aufbereitet. Die GB* organisierte eine LKW-Ladung gute Gartenerde, einige große Bauschuttsäcke als Hochbeete und half in der Anfangsphase dabei, GärtnerInnen zu aktivieren.

Mittlerweile ist der Garten über die Jahre gewachsen und die GärtnerInnen sind bestens selbst organisiert.