Thaliastraße
Blick in die Vergangenheit

© Bezirksmuseum Ottakring

Seit ihrer Erschließung in den 1870ern hat die Thaliastraße viel erlebt. Wie sich der Straßenzug seitdem zur beliebstesten Einkausfsstraße Ottakrings entwickelt hat, haben wir im Bezirksmuseum Ottakring erfahren. 

Die Geschichte beginnt 1870: Zu dieser Zeit wird der Straßenzug als neue Hauptstraße zwischen den damals noch autonomen Gemeinden Neulerchenfeld (im Osten) und Ottakring (im Westen) angelegt. 

Thaliatheater (© WStLA, media wien, Historisches Fotoarchiv)

Benannt ist die Straße nach dem Thaliatheater, das sich von 1856 bis 1870 an der Ecke zum Gürtel befand. Das Theater war wiederum nach der Göttin Thalia aus der griechischen Mythologie benannt, die als Beschützerin aller Theaterspielstätten galt.

In dem repräsentativen Holzbau, der zum Theater in der Josefstadt gehörte, wurden hauptsächlich musikalische Unterhaltungsstücke aufgeführt. Ein besonderes Ereignis war die Erstaufführung der Oper "Tannhäuser" von Richard Wagner 1857.

Gegen Ende der 60er Jahre des 19. Jahrhunderts verlor das Thaliatheater an Bedeutung, wurde bald darauf geschlossen und im Jänner 1870 abgerissen.

Der Aufstieg einer Einkaufsstraße

Ansehnliche private Gründerzeit-Wohnhäuser und neue öffentliche Gebäude entlang der Straße steigern deren Bedeutung und schon bald stellt die Thaliastraße die Ottakringer- und Neulerchenfelder Straße in ihren Schatten.

1890/92 gab es große Neuerungen: Die Vororte Ottakrig und Neulerchenfeld wurden als Wiener Gemeindebezirk Ottakring eingemeindet, der Linienwall (Befestigungsanlage entlang des heutigen Gürtel) abgetragen.

In der Gründerzeit wird der repräsentative Fabrikskomplex der Tabakfabrik (Thaliastr. 125) errichtet (das Gebäude beherbergt heute eine HTL) und kurz darauf das neue Bezirksamt für Ottakring am Richard-Wagner-Platz. Am Hoffer-, Richard-Wagner- und Schuhmeierplatz werden Parkanlagen angelegt um den Straßenraum zu gliedern. Ausgehend vom Brunnenmarkt entfaltet sich reges Wirtschaftstreiben, zahlreiche Geschäfte des Einzelhandels und der Gastronomie siedeln sich entlang der Thaliastraße an.

Seit 1907 ist die Thaliastraße und somit der gesamte Bezirk Ottakring durch die Straßenbahnlinie 46 an den innerstädtischen Raum angebunden. Entlang dieser Achse konnten sich nun Menschen zu festlichen Aufmärschen oder Demonstrationen sammeln.

Der erste Weltkrieg und die darauf folgende Rezession bremsten die Enwicklung der Thaliastraße ein, erst nach dem zweiten Weltkrieg beginnt eine neue Phase der Entfaltung. Glücklicherweise blieb der gesamte Straßenzug von Zerstörungen verschont. So konnten sich bald renommierte Geschäfte der Bekleidungsbranche und von Luxusartikeln etablieren.

Das Straßenbild im Wandel

Am 27. August 1980 wird die (damals noch Stadtbahn-) Station Thaliastraße zur besseren Bewältigung des erhöhten Personenverkehrs eröffnet.

© Bezirksmuseum Ottakring

Ab den 1990ern verändert sich das Straßenbild. Neue Einkaufszentren am Stadtrand machen es dem Einzelhandel schwer, der steigende PKW-Verkehr dominiert den Gesamteindruck. Viele Geschäfte des gehobenen Bedarfs werden bei Generationswechsel nicht weitergeführt, Shops für Billigartikel, Handys, Friseure und Imbißstuben treten an ihre Stelle.

Das öffentliche Verkehrsnetz wird erweitert: 1987 nimmt die ehemalige Vorortelinie als S45 ihren Betrieb auf und 1998 wird die U3 Endstelle Ottakring eröffnet.

Das fortschreitende 21. Jahrhundert stellt die Thaliastraße nun vor neue Herausforderungen wie den Klimawandel, Digitalisierung und Bevölkerungswachstum. Nutzen Sie als BewohnerIn also die Chance der Beteiligung, denn noch nie zuvor in der Geschichte gab es so viele Möglichkeiten, bei der Neugestaltung der Thaliastraße mitzureden!

Wir bedanken und herzlich bei Herrn Müller vom Bezirksmuseum Ottakring, der uns die Informationen und Fotos für diesen Beitrag zur Verfügung gestellt hat!