"Einkaufen gegen Corona"
SchülerInnen aus Mariahilf kaufen für Risikogruppe ein
Mitgefühl und soziales Engagement kennt keine Altersgrenze – das haben vier Schüler aus dem Gymnasium Rahlgasse bewiesen.
„Einkaufen gegen Corona“ - das ist das Motto von Mahmoud Mahmoud und seinen Freunden Mete Argun, Paul Hofbauer und Elias Bracher, die als Reaktion auf die Corona-Krise kurzerhand das Hilfsangebot ins Leben gerufen haben. Die Idee dahinter? Menschen, die nicht selbst einkaufen gehen können, weil sie in der Risikogruppe sind, können sich an die Gemeinschaft von SchülerInnen wenden. Diese gehen dann für sie einkaufen - und das nicht nur in Mariahilf, sondern in ganz Wien
„Wir wollen niemanden ausschließen und so viel helfen, wie wir können“
Begonnen hat alles mit einer Nachbarschaftshilfe-Challenge, wie Mahmoud erzählt. „Wir haben uns gedacht, dass wir das nicht nur für unsere Nachbarn, sondern gleich für ganz Wien machen wollen. Seit zwei Monaten machen wir das jetzt schon und es läuft gut“, erzählt er über die Idee von „Einkaufen gegen Corona“.
Mit der enormen Aufmerksamkeit und dem Zuspruch, die sie bekommen haben, haben die Freunde aber nicht gerechnet. Nicht nur ihre Direktorin Mag.a Ilse Rollett ist von ihrem Engagement begeistert, mit ihrem Projekt haben sie es sogar bis in die Medien in Ägypten, Kanada und Frankreich geschafft.
„Es ist weniger die Anerkennung, die mir wichtig ist. Was mich extrem stolz gemacht hat, ist, dass wir durch all die Medien bekannter wurden und uns so mehr Menschen anrufen konnten“, klärt Mahmoud bescheiden auf.
„Wir wissen, dass es nötig ist und wir nicht nur diesen Menschen helfen, sondern auch der Allgemeinheit.“
Angerufen haben viele. Haben sie sich am Anfang noch zu viert für ganz Wien aufgeteilt und teilweise neun Stunden am Tag investiert, haben sie mittlerweile eine Whats App-Gruppe mit vielen Freiwilligen, die auch helfen wollen. Alles Freund*innen, die sie aus der Schule kennen und denen sie vertrauen, wie der Projektgründer betont.
Braucht jemand Hilfe, kann er sich einfach per Instagram, Facebook, telefonisch oder per Mail bei den Schüler*innen melden. Diese kommen dann zum ausgemachten Termin vorbei, und erledigen kontaktlos die Einkäufe. Neben den Einkäufen und Besorgungen von beispielsweise Medikamenten nehmen sich Mahmoud und seine Freunde auch immer Zeit, mit den Leuten zu plaudern - mit Sicherheitsabstand, versteht sich.
„Die Leute sagen, dass ihnen unser Angebot sehr wichtig ist, und fragen sich, was sie nur ohne uns tun würden. Wir bleiben natürlich dann ein bisschen und reden mit den Leuten - uns macht das ja auch Spaß“, erzählt er über seinen momentanen Alltag.
Melden kann sich jeder, der Hilfe benötigt. Vor allem Senior*innen und Menschen mit Vorerkrankungen nehmen das Angebot dankend in Anspruch. Mittlerweile haben sie auch viele Stammkunden, wie er erzählt.
„Es hat mir gezeigt, was das Wesentliche ist“
Die Antwort auf die Frage, was er aus dieser Zeit für die Zukunft mitnehmen möchte, weiß er sofort. „Mehr auf die Mitmenschen achten. Nicht nur an sich selbst denken, das hat sich bei mir sehr eingeprägt in dieser Zeit.“
Deswegen ist für Mahmoud auch klar, dass er auch nach der Krise mit dem Angebot weitermachen möchte. Nicht mehr in derselben Intensität, aber ganz aufgeben will er es nicht.
„Ich weiß, dass es die Menschen brauchen und sie niemanden anderen haben, der das für sie tut. Deshalb mach ich das natürlich auch danach. Davor hätte ich es mir nicht gedacht, dass ich jeden Tag rausgehe und fremden Menschen helfe. Früher wäre ich lieber daheim gesessen und hätte Playstation gespielt, aber das, was ich jetzt tue, ist das Wichtige im Leben und in der Gesellschaft“, resümiert Mahmoud abschließend über seinen Einsatz auch in der Zukunft.
Einkaufs-Initiative
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